Wenn der Duke zur Gartenparty einlädt…
Seit 1993 findet jedes Jahr im Juli auf dem Gelände des Goodwood House in Westhampnett, nahe Chichester im Süden Englands, eine der weltweit bedeutendsten Veranstaltungen für Motorsportbegeisterte statt: das Festival of Speed. Vom 11. bis 14. Juli 2024 strömten rund 200.000 Besucher zu diesem außergewöhnlichen Event.

Initiator der Veranstaltung ist Charles Henry Gordon-Lennox, der 11. Duke of Richmond, ein leidenschaftlicher Motorsportfan. Geboren 1955, hat der Duke Benzin im Blut – bereits sein Vater, der 10. Duke of Richmond, veranstaltete in den 1930er Jahren mit Freunden private Rennen auf dem weitläufigen Anwesen. Direkt nebenan befindet sich ein ehemaliger Flugplatz, der nach dem Zweiten Weltkrieg zum Goodwood Circuit umgebaut wurde, wie viele andere britische Flugplätze auch. Seit 1998 findet dort im September das Goodwood Revival Festival statt, das historische Rennwagen auf der Rundstrecke und Flugshows mit Oldtimer-Flugzeugen kombiniert. Ein weiteres bekanntes Beispiel für die Umnutzung eines Flugplatzes ist Silverstone, das heute Austragungsort des jährlichen Formel-1-Grand-Prix ist.
Der Hillclimb
Das Goodwood Festival of Speed ist berühmt für seinen Hillclimb, ein Rennen auf einer 1,16 Meilen (1,69 Kilometer) langen Strecke, die sich durch das Anwesen schlängelt und leicht ansteigend in einem Wald endet. Der Höhepunkt des Wochenendes ist der sogenannte Shootout am Sonntag, bei dem die Teilnehmer um die schnellste Zeit kämpfen – ganz im Stil traditioneller Bergrennen.

Eine Reise durch die Jahrzehnte
Das Festival ist ein lebendiges Museum des Motorsports. Nahezu alles, was jemals auf zwei, drei oder vier Rädern Rennen gefahren ist, ist hier vertreten. Fahrzeuge aus den frühen Tagen des Automobilbaus um 1890, Vorkriegsrennwagen und die legendären Silberpfeile aus der Frühzeit der Formel 1 – alles ist dabei. So war beispielsweise der erste Rennwagen von Ferrari zu sehen, der einst das berühmte springende Pferd auf einem Alfa Romeo trug. Auch historische Formel-1-Wagen wie der legendäre Lotus 72 von Emerson Fittipaldi oder die Weltmeister-Ferraris von Michael Schumacher aus den frühen 2000er Jahren waren präsent, ebenso wie ikonische Renault-Turbos aus den späten 1970er Jahren. Zu den weiteren Highlights zählten die in Le Mans siegreichen und eleganten Sauber-Mercedes C9 und C11, sowie Supersportwagen, Drift- und Rallyefahrzeuge. Im Geiste des Mottos „Wer kann, der fährt auch!“ waren alle diese Fahrzeuge in Aktion zu erleben. Die besondere Atmosphäre wurde durch ein bunt gemischtes Publikum ergänzt, in dem jeder, von Schulkindern über Clubkollegen bis hin zur Großmutter mit Rollator, seine eigenen Favoriten und Helden feiern konnte. Die seltenen und unbezahlbaren Fahrzeuge standen in den Boxen zur Bewunderung bereit – und das für alle zugänglich.

Ein Schaufenster für Hersteller
Das Goodwood Festival of Speed hat sich als eine der wichtigsten Plattformen für Automobilhersteller etabliert. Marken wie Genesis, Lotus, Mercedes, Porsche, Bentley, Rolls Royce, Aston Martin und viele andere nutzen die Gelegenheit, um Exklusivitäten und Neuheiten zu präsentieren. Alpine brachte das neue Elektromodell A290 mit, jagte die Pikes Peak Alpine A110 den Berg hinauf und zeigte das Wasserstoff-Konzeptfahrzeug Alpenglow. Bentley präsentierte den neuen Hybrid-Continental. MG, seit 19 Jahren in chinesischer Hand, feierte sein 100-jähriges Jubiläum mit der Vorstellung des vollelektrischen Roadsters Cyberster, den sie zusammen mit einem klassischen MG B auf die große Skulptur vor dem Goodwood House stellten.

Stars und Legenden
Traditionell geben sich zahlreiche aktive und ehemalige Rennfahrer in Goodwood die Ehre. Jacky Ickx, Markenbotschafter bei Genesis, fuhr den GV60 Magma, Fernando Alonso steuerte das Sondermodell Aston Martin Valour. Der legendäre NASCAR-Champion Tom Petty saß am Steuer des brüllenden Fiat S76 aus dem Jahr 1911. Für Red Bull waren Max Verstappen, Sergio Perez, David Coulthard und Daniel Ricciardo im Einsatz. Bei Alpine beeindruckte die energiegeladene Rennfahrerin Sophia Flörsch.


… and the winner of the Shootout 2024 is…
Romain Dumas, zweifacher Le-Mans-Sieger, gewann den Shootout in einem Ford-Elektro-Van mit über 1400 PS und stellte mit einer Rekordzeit von 43,98 Sekunden einen neuen Bestwert auf. Elektrofahrzeuge sind in Goodwood auf der Überholspur.